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  • Jasmin Edelstein

Entwicklertagebuch 5 - Lockdown again - Es ist keine gute Zeit, aber eben Zeit


Es wurden nun zum zweiten Mal in diesem Jahr die Tore und Türen aller kulturellen Einrichtungen geschlossen. Da frage ich mich natürlich, inwieweit Corona eine Veränderung für Kunst, Kultur oder Unterhaltung ganz allgemein bedeutet, auch langfristig.

Ich weiß, dass viele Kunstschaffende Angst um ihre Existenz haben und ich habe selbst stets am Rand des Existenzminimums mit meiner Malerei gestanden, besonders kleine bildende Künstler*innen und kleine Designer*innen können nichts zurücklegen und sind in diesen Coronazeiten von ihren Partnern oder Partnerinnen abhängig oder auf staatliche Hilfe angewiesen. Und wenn es erst einmal so weit kommt, ist der künstlerische Werdegang meist stark negativ betroffen. An vielen Stellen fehlt es an genügend Anerkennung. Ohne Anerkennung kein Selbstvertrauen. Ohne Selbstvertrauen kein Mut für neue Ideen.

Ein Dino als Hoffnungsträger


Corona wird uns wohl noch ein Weilchen begleiten, ob wir wollen oder nicht. Jammern und Lamentieren bringt ohnehin niemanden weiter, also warum nicht mit den neuen Begebenheiten spielen? Ich habe erst gestern Abend vor unserem Landesmuseum eine große Dinofigur entdeckt (Es handelt sich um einen Seismosaurus), im Dezember soll im Landesmuseum eine Dinoaustellung stattfinden. Das ist schon mal eine Thematik die potenziell mehr Besucher*innen ins Museum locken wird, besonders mich, denn ich liebe Dinos einfach, aber darauf möchte ich gar nicht hinaus. Sondern nur auf den Punkt, dass diese Figur draußen steht und uns auf einem unserer abendlichen Spaziergänge eine große Freude bereitet hat.

Ein bisschen Kunst vor der Tür


Wir unbekannten Kunstschaffenden sind es ja gewohnt Urbanräume für unsere Ausstellungen zu bespielen, wie alte Kinos, Fabrikgelände oder Expo-Pavillons. Ich selbst verkaufte meine Werke auch schon direkt von Bauzäunen. Oder von einer Stadtmauer, die uns in manchen warmen Tagen als Ausstellungsfläche diente. Gemeint ist hier das „Kunstufer in Hannover“, die Stadtmauer an der Leine, dort konnte man immer Samstags wenn der Altstadtflohmarkt stattfand, seine Kunstwerke an die Mauer hängen.


So waren viele Menschen mit „Kunst“ in Kontakt, die niemals eine Ausstellung besucht hätten, auch keine kleinen privaten. Ich bin mit einem Karton, vor zehn Jahren an diese Mauer. Im Karton waren bemalten Leinwände die ich dort verkaufte. Die Zeit brachte Sascha dazu selbst zu malen und machte aus dem Karton große Keilrahmentaschen, mit denen wir unsere Keilrahmen transportierten. Aus den Leinwänden wurden Schallplatten, Disketten, Holz, aus den Keilrahmentaschen wurde schließlich ein Atelier mit Schaufenstern, welches mitten in der Innenstadt steht. Ich bin immer wieder gerne an der Mauer um Kunstwerke zu zeigen, aber ich kann verstehen, dass nicht so viel Anerkennung für Objekte und Gemälde von den Passenten kommt. Jedenfalls nicht vom Laien, denn dieser braucht meist eine Galerie, eben einen „gesicherteren Raum“ für Kunst. Denn erst dann ist es ja Kunst… sicherlich.

Vielleicht werden unsere großen Kunsthäuser bald selbst auf den Gedanken kommen in unserer Stadt mehr Kunstausstellungen nach draußen zu bringen. Aber, wir unbekannten Kulturschaffenden können schon jetzt die Zeit für uns nutzen. Mal jammern und auch eine gewisse Zeit am Boden zu verbringen ist vollkommen in Ordnung. Aber man muss wieder aufstehen und weitermachen. Ich freue mich sehr, auf die Projekte von euch allen. Ich selbst werde mich nach den Wintermonaten mit der Gestaltung einer Mauer beschäftigen, ich halte euch da auf dem Laufenden, keine Sorge.

Wir nutzen die Zeit


Ich freue mich sehr auf die Mauer. Obwohl wir, Sascha und ich, einen recht vollen Terminkalender haben, Sascha hat noch ein Angestelltenverhältnis bei der Stadt und bei mir ist zudem noch etwas Weihnachtsauftrags-Arbeit in der Pipeline, im Mittelpunkt ist aber natürlich „AC-0209“.

Unser Alltag wird voll und ganz von dem Projekt bestimmt. Wir sprechen unsere Aufgabenverteilung durch, wir finden Finanzierungsmöglichkeiten (im Übrigen ist unser Meeting für die Prototypförderung bei der Nordmedia sehr gut verlaufen, wir werden euch berichten, wenn die Ergebnisse offiziell sind). Die Arbeit an der Story befindet sich gerade in ihrer finalen Phase, was eine Menge an Diskussionen und viel Kaffee beinhaltet. Auch die Rätselstrukturen werden bereits jetzt für das gesamte Spiel konstruiert. Unzählige Kulissen und Objekte sind von mir skizziert und warten nun darauf ausgearbeitet zu werden.

Aber man will immer Input aus verschiedenen Richtungen und ich benötige auch bei so einer langen Projektstrecke natürlich auch mal kleine Erfolge, Teilziele sind halt nicht jeden Monat in so einem Projekt möglich. Um mich bei Laune zu halten, habe ich dieses Jahr auch das erste Mal beim Inktober mitgemacht. Was ist Inktober? Eine Kunstchallenge - es wird im Oktober jeden Tag ein Thema (es ist immer nur ein Wort) vorgegeben, dazu gilt es dann ein Werk zu erstellen. Man kann diese Challenge so bewältigen wie man möchte, klassisch mit Tinte (INKtober, ihr versteht? ;-)) oder ganz anders, den Materialfantasien sind keine Grenzen gesetzt. Ich war meist digital dabei und habe oft sogar kleine Animationen eingebaut. Mal habe ich drei Stunden mit einem Inktoberbeitrag verbracht, dann wieder auch nur eine halbe. Und das war für mich sehr entspannend. Denn hier musste nichts perfekt sein, es waren einfach nur heitere Fingerübungen.

Was kann ich noch abschließend sagen? Es ist gerade eine blöde und zum Teil angsteinflössende Zeit, aber es ist Zeit, unsere Zeit und die bekommen wir auch nicht wieder, also holt raus was geht.


Hier übrigens meine Inktoberbeiträge, wie sie im Oktobrt bei uns auf Instragram zu sehen waren:



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